Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Weltwirtschaft

Im Verlauf des Geschäftsjahres 2021/22 wird mit einem realen Wachstum von 5,1 % eine allmähliche Erholung der Weltwirtschaft im Vergleich zum erwartet. Diese wird jedoch maßgeblich durch die weitere Entwicklung der Pandemie beeinflusst, aber auch durch einen derzeitigen globalen Lieferkettenengpass sowie erhöhte Rohstoffpreise. Für eine Erholung bleibt essenziell, dass keine neuen Virusvarianten und keine Überlastung der jeweiligen Gesundheitssysteme die bisher erzielten Impferfolge nivellieren und so eine erneute scharfe Rezession auslösen. Es wird ebenfalls vorausgesetzt, dass die getroffenen staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und die Eingriffe zur Stützung der Wirtschaft (vollständig) zurückgefahren werden. Allerdings gibt es vermehrt Anzeichen, dass die Infektionszahlen steigen und manche Länder bereits wieder erste Lockerungen zurücknehmen, z. B. die Niederlande, Österreich, Russland, Ukraine und Deutschland.

Zudem sehen sich Produzenten und Händler weltweit einer Kombination aus Lieferkettenengpässen sowie steigenden Preisen für Rohstoffe und Energie ausgesetzt, mit negativen Auswirkungen auch auf Konsumentenpreise und Realeinkommen. Das Ausmaß hängt vor allem von der Dauer des derzeitigen Zustands ab. So wird bspw. erwartet, dass der derzeitige Engpass in der globalen Lieferkette, ausgelöst durch einen niedrigen Warenlagerbestand, Rohstoffknappheit und sehr hohe Auslastung der Logistikdienstleistungen, die wirtschaftliche Erholung insbesondere im produzierenden Gewerbe wahrscheinlich bis in H1 2021/22 hinein hemmen wird.

Das Wirtschaftswachstum wird auch durch die Rückkehr der Konsumausgaben in zuvor von der Pandemie besonders betroffenen Branchen, wie z. B. dem Gastgewerbe oder Tourismus, in (nahezu) vollem Umfang getrieben. Es werden ein deutlicher Anstieg im Privatkonsum und ein Rückgang in der Sparquote erwartet. Allerdings wird mit einem weiteren, in manchen Ländern wie Deutschland teils deutlichen Inflationsanstieg bis in H1 2021/22 gerechnet, bevor die Inflationsrate wieder abnimmt. Dies betrifft auch die Preise für . Hier bleibt zu beobachten, wie sich im Gegenzug die Löhne bzw. die Arbeitsmärkte entwickeln. In einigen Volkswirtschaften und Branchen herrscht zudem bereits ein Personalmangel, der auch durch eine Wanderung von Arbeitskräften zwischen Wirtschaftssektoren ausgelöst wurde. Hierzu zählt z. B. ein Mangel an Servicepersonal in der Gastronomie oder an Kraftfahrern in der Logistikbranche.

Noch nicht abschätzbar sind wirtschaftliche Effekte aus möglichen internationalen Handelskonflikten. So werden die wirtschaftlichen Konsequenzen des Brexits wahrscheinlich im Geschäftsjahr 2021/22 sichtbarer als zuvor, insbesondere falls es beim Scheitern derzeitiger Nachverhandlungen zu gegenseitigen Handelssanktionen kommen sollte. Zudem könnten sich handelspolitische Konsequenzen für den weltweiten Handel durch Spannungen im indopazifischen Raum sowie zwischen den USA und China ergeben, z. B. Wirtschaftssanktionen auf Güter oder Handelsrouten.

Deutschland

Für das Geschäftsjahr 2021/22 wird ein reales Wirtschaftswachstum von 4,8 % erwartet. Hiermit wird das Leistungsniveau von vor der Pandemie voraussichtlich wieder erreicht. Die Hauptvoraussetzung dafür ist, dass sich die pandemische Situation zunehmend verbessert. Mit der daraus folgenden sukzessiven Rücknahme der gesellschaftlichen Beschränkungen wird erwartet, dass die deutsche Wirtschaft weiter belebt wird und Konsumenten den sich daraus ergebenden größeren Spielraum für Konsumausgaben nutzen werden. Dies gilt insbesondere für das Gast- und Veranstaltungsgewerbe. Der private Konsum wird daher in Deutschland vor allem in H1 2021/22 deutlich positiver erwartet. Parallel wird jedoch auch mit einem weiteren temporären Inflationsanstieg gerechnet, der sich breitflächig über viele Produktgruppen verteilen wird, insbesondere aber auf die Energie- und Lebensmittelausgaben. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Löhne in diesem Umfeld in den jeweiligen Branchen entwickeln und ob eventuelle reale Einkommensverluste aufgefangen werden können. Der Arbeitsmarkt soll jedoch insgesamt auf einem stabilen Niveau bleiben. Ein weiterer Risikofaktor ist der globale Lieferkettenengpass, von dem Deutschland als exportstarkes Land besonders betroffen ist. Es wird erwartet, dass sich dieser Engpass bis in H1 2021/22 streckt und somit das produzierende Gewerbe erheblich einschränkt. Deshalb sind Exporte im Allgemeinen und die Automobilbranche im Besonderen davon betroffen, auch wenn sich Industrieproduktion sowie Im- und Exporte insgesamt positiv entwickeln.

Westeuropa

Für das kommende Geschäftsjahr wird für Westeuropa insgesamt eine deutliche wirtschaftliche Erholung (+5,4 % reales Wachstum) und ein Wirtschaftsleistungsniveau knapp oberhalb des Geschäftsjahres vor Beginn der Pandemie erwartet. Auch hier liegt die Hauptbedingung für die Erholung in der (langsamen) Rückkehr zu einem normalen Gesellschaftsleben. Dies geht in den Prognosen einher mit einer Zunahme des privaten Konsums, insbesondere im Gast- und Veranstaltungsgewerbe. Auch in Westeuropa wird ein weiterer Anstieg der Inflation erwartet, wenn auch in der Höhe von Land zu Land verschieden. Der Arbeitsmarkt wird insgesamt stabil erwartet, wobei die Arbeitslosenquote in Spanien weiterhin auf hohem Niveau verharren wird. Im Im- und Export wird eine positive Entwicklung prognostiziert, auch wenn die Industrieproduktion durch den globalen Lieferengpass und gestiegene Energiekosten negativ beeinflusst wird. Die tourismusstarken Länder Frankreich, Italien, Spanien und Österreich können mit einer sehr deutlichen Zunahme im Tourismus rechnen. Die Entwicklung im Gastgewerbe ist eng mit dem Tourismussektor verzahnt. Für Westeuropa wird eine positive Entwicklung des Gastgewerbes im Vergleich zu 2021 erwartet, die jedoch noch unter dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019 liegen soll.

Russland

Für Russland gehen aktuelle Prognosen von 1,8 % Wirtschaftswachstum aus, auch wenn die Impfquote deutlich hinter anderen Industriestaaten zurückbleibt und eine hohe Infektionsrate vorliegt. Temporär eingeführter Zwangsurlaub kann zu einem Rückgang im Konsum führen, da dieses Mal vor allem auch Ungeimpfte gesonderten Restriktionen unterliegen. Es wird mit einer Zunahme des privaten Konsums bei stabiler Inflation und einer positiven Entwicklung des Im- und Exports gerechnet. Der wichtige Energie- und Rohstoffsektor soll laut Prognose kräftig wachsen. Es besteht eine hohe Nachfrage nach Mineralstoffen und die Ölfördermengen sollen nach Beschluss der OPEC+ erhöht werden. Der Arbeitsmarkt wird sich weiterhin positiv entwickeln. Die Haushaltsausgaben im Lebensmitteleinzelhandel werden voraussichtlich ggü. 2021 real leicht abnehmen, aber gleichzeitig deutlich über dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019 liegen. Für die Gastronomiebranche wird weiteres Wachstum erwartet.

Osteuropa

Die Wirtschaft in Osteuropa soll ein reales Wachstum von 4,1 % verzeichnen und damit das Niveau von vor der Pandemie übertreffen. Trotz teilweise niedriger Impfquoten haben die einzelnen Länder die gesellschaftlichen Restriktionen in unterschiedlichem Umfang zurückgefahren, was einen Konjunkturschub verursacht. Dies gilt vor allem für die türkische Wirtschaft, deren aktueller Aufschwung sich nach gegenwärtigen Prognosen im kommenden Jahr fortsetzen wird. Für die übrigen osteuropäischen Länder im METRO Portfolio wird ebenfalls ein sehr positives Wachstum erwartet. Auch diese Prognosen stehen unter dem Vorbehalt eines abflauenden Infektionsgeschehens und eines stabilen Gesundheitssystems. Der Privatkonsum, allen voran im Gast- und Veranstaltungsgewerbe, verzeichnet voraussichtlich in den meisten osteuropäischen Ländern eine positive Entwicklung. Speziell in der Türkei ist mit einem starken Anstieg des Konsums zu rechnen. Allerdings soll, getrieben durch Lebensmittel- und Energiepreise, auch die Inflationsrate in Osteuropa deutlich ansteigen. Dies könnte die Realeinkommen mindern und dadurch einen Effekt auf den Konsum haben. In Kombination mit einer schwachen Währungsentwicklung, wie z. B. in der Türkei, kann sich daraus zusätzlich ein weiterer negativer Effekt auf den Konsum gewisser importierter Güter und Dienstleistungen entwickeln. Insgesamt wird für Im- und Exporte eine positive Entwicklung erwartet und der Arbeitsmarkt soll auf gutem Niveau bleiben. Touristisch geprägten osteuropäischen Ländern wie der Türkei oder Kroatien wird ein signifikanter Anstieg der Tourismuszahlen vorausgesagt, was sich auch in der Gastronomie niederschlagen sollte. Ebenfalls wird eine weiterhin positive Nachfrageentwicklung bei Tradern erwartet, da insbesondere bei einer angespannten Infektionslage die hohe Bedeutung für die Grundversorgung mit Lebensmitteln zum Tragen käme. In Polen wird von Bedeutung sein, wie sich der derzeit schwelende politische Konflikt mit der EU auf die Wirtschaft auswirkt, z. B. durch eine möglicherweise verzögerte Auszahlung aus dem EU-Fonds für Corona-Hilfen oder weitere Strafzahlungen.

Asien

Die asiatische Wirtschaft wächst voraussichtlich um mehr als 5 %. In Indien existiert aufgrund der Infektionslage jedoch das Risiko einer erneuten Rezession durch eine Wiedereinführung restriktiver Maßnahmen. Der private Konsum soll sich trotz hoher, steigender Inflation vor allem in Q1 2021/22 recht positiv entwickeln. Der Arbeitsmarkt sowie der Im- und Export sollen sich weiterhin positiv entwickeln.

Vorjahr
Zeitraum von 12 Monaten, der üblicherweise als Bezugsangabe für Aussagen im Geschäftsbericht angeführt wird und sich auf das dem Berichtsjahr vorangehende Geschäftsjahr bezieht.
Glossar
Lebensmittel (Food), Nichtlebensmittel (Non-Food)
METRO fasst unter dem Begriff Lebensmittel (Food) folgende Warengruppen zusammen: frische Lebensmittel, haltbare Lebensmittel, Nährmittel, Tiefkühlprodukte und Getränke aller Art sowie Genussmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Heimtiernahrung, aber auch Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, die bisweilen auch als Near-Food bezeichnet werden. Alle übrigen Waren zählen zu den Non-Food-Artikeln.
Glossar