3.1 Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen
Die folgende Beschreibung ist ausdrücklich im Kontext der immer noch andauernden Covid-19-Pandemie zu sehen. Verwendete Daten wurden bis zum Stichtag 2. November 2021 erhoben.
Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft wurde im Geschäftsjahr 2020/21 von der anhaltenden Pandemie geprägt. Im 1. Quartal breitete sich eine weitere Infektionswelle aus. Daraufhin wurden in vielen Ländern restriktive Gegenmaßnahmen mit negativen Konsequenzen für das soziale und wirtschaftliche Leben (wieder-)eingeführt. Im gleichen Zeitraum begannen die ersten Impfprogramme. Mit fortschreitenden Impfquoten wurden die Restriktionen im Jahresverlauf teilweise oder sogar weitgehend aufgehoben. Die Auswirkungen von Virusmutationen, wie bspw. der Deltavariante, blieben weitestgehend im beherrschbaren Rahmen. Insgesamt betrachtet lagen die meisten Volkswirtschaften zum Abschluss des Geschäftsjahres noch nicht wieder auf dem Leistungsniveau von vor der Pandemie.
Diese Entwicklung spiegelt sich in den Wirtschaftskennzahlen wider: Mit 4,3 % realem Weltwirtschaftswachstum gab es im Geschäftsjahr 2020/21 einen deutlichen Aufschwung nach der schrittweisen Aufhebung von Beschränkungen. Umfangreiche Konjunkturprogramme und Arbeitsmarktmaßnahmen haben die Entwicklung unterstützt. Die Wirtschaftsleistung lag jedoch nicht auf dem Niveau, das bei völliger Überwindung der Pandemie hätte erreicht werden können. Das trifft vor allem auf westeuropäische Länder im METRO Portfolio zu. Im Verlauf des Geschäftsjahres stieg die Inflation stärker als in den Jahren zuvor. Hierzu haben Lebensmittel- und Hygieneausgaben, Logistikkosten und Rohstoffknappheit beigetragen.
Die von der Pandemie besonders betroffenen Wirtschaftssektoren wie der Tourismus und das Gastgewerbe sowie Sport- und Kulturveranstaltungen erholten sich erst spät im Verlauf des Geschäftsjahres. Mit zunehmender Lockerung der Beschränkungen setzte ein anhaltender positiver Trend ein. Hiervon profitierten auch die Lebensmittelgroßhändler.
Deutschland
Mit Beginn des 1. Quartals 2020/21 sah sich die deutsche Wirtschaft einer erneuten Infektionswelle gegenüber. Diese sowie die daraus resultierenden weitreichenden Gegenmaßnahmen hatten signifikante wirtschaftliche Auswirkungen bis in H2 2020/21 hinein. Mit zunehmender Impfquote und Absinken der Infektionszahlen wurden die Gegenmaßnahmen wieder gelockert bzw. beendet. Eine Wirtschaftsbelebung wurde in allen relevanten Kennzahlen sichtbar, wie z. B. einem höheren Privatkonsum, einem Anstieg von Im- und Export von Waren und Dienstleistungen und auch in einer Arbeitslosenquote unter 6 %. Konjunktur- und Arbeitsmarktmaßnahmen mit teilweise erheblichem Umfang leisteten einen Beitrag zur Erholung. Die Inflationsrate stieg deutlich auf rund 3,8 % im abgelaufenen Geschäftsjahr, wozu die Ausgaben für Lebensmittel ebenfalls beitrugen. Diese Entwicklung wurde u. a. durch das Ende der temporären Mehrwertsteuersenkung sowie die Versorgungsknappheit bei wichtigen Rohstoffen und Produktionsmaterialien getrieben. Insgesamt betrug das reale Wirtschaftswachstum für das Berichtsjahr rund 1,3 %. Mögliche negative Konsequenzen des Brexits für die deutsche Wirtschaftsleistung waren aufgrund der zeitgleichen Pandemieauswirkungen noch nicht vollständig ersichtlich.
Das Gastgewerbe und die Veranstaltungs- und Tourismusbranche waren von der Pandemie stark betroffen. Nach Lockerung und teilweiser Aufhebung der Beschränkungen in der 2. Jahreshälfte setzte jedoch eine rasche Erholung ein. In Q3 und Q4 2020/21 lagen die Umsätze bereits über denen des Vorjahres, jedoch weiterhin unter dem Vorkrisenniveau. Von dieser Entwicklung profitierte auch der Lebensmittelgroßhandel.
Westeuropa
In den westeuropäischen Ländern stiegen die Infektionszahlen zu Anfang des Geschäftsjahres erneut an. Dieser Anstieg wurde zunächst mit der (Wieder-)Einführung staatlicher Gegenmaßnahmen beantwortet, die aber mit fortschreitender Impfquote im Verlauf des Geschäftsjahres wieder gelockert wurden. Die Volkswirtschaften der METRO Länder Westeuropas wuchsen im Geschäftsjahr 2020/21 real um 2,7 %, blieben jedoch in der Regel noch hinter dem Vor-Pandemie-Niveau zurück. Insbesondere lässt sich dies an den großen, touristisch geprägten Ländern zeigen: In Spanien betrug das Wirtschaftswachstum 2 % im Geschäftsjahr 2020/21 (2019/20: −8,2 %), in Frankreich 4 % (−6,7 %) und in Italien 2,7 % (−7,3 %).
Die wirtschaftliche Entwicklung ist in den westeuropäischen Ländern ähnlich verlaufen: Auf einen erneuten Wirtschaftseinbruch in Q1 2020/21 folgte ein deutlicher Aufwärtstrend, sichtbar in den relevanten Wirtschaftskennzahlen. Der Privatkonsum sowie Im- und Exporte stiegen an, während die Arbeitslosenquote relativ stabil blieb – in Spanien und Italien jedoch auf vergleichsweise höherem Niveau. Nur die Herstellung von Gütern wurde durch globale Lieferengpässe bei Rohstoffen und Produktionsmaterialien gebremst. Die Inflation ist in der Folge in den westeuropäischen Ländern recht deutlich gestiegen, u. a. auch aufgrund gestiegener Lebensmittelpreise. Die Gastronomiebranche entwickelte sich ab Q3 gegenüber dem Vorjahr positiv, blieb jedoch unterhalb des Vorkrisenniveaus.
Russland
Die russische Wirtschaft ist im Geschäftsjahr 2020/21 um 3 % real gewachsen. Die auf Grundlage der Pandemie eingeführten Restriktionen waren trotz vergleichbarer Infektionszahlen und geringerer Impfquote weniger stark als in Westeuropa. Der private Konsum sowie die Im- und Exporte haben sich ab H2 2020/21 sehr positiv entwickelt. Die Rohstoffförderung sowie das Baugewerbe, getrieben durch staatliche Förderungen, trugen maßgeblich zum Wachstum bei. Die Ölförderung fiel aufgrund von Beschlüssen zu Förderrestriktionen durch die Länder des Verbundes OPEC+ vergleichsweise niedriger aus. Die Arbeitslosenquote blieb auf einem niedrigen Niveau unterhalb von 6 % und die Inflation stieg deutlich an.
Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Trader-Branche waren uneinheitlich. Die traditionellen und unabhängigen kleinen Lebensmittelhändler haben einen Rückgang der Umsatzerlöse verzeichnet, der etwa auf dem Niveau der Vorjahre lag. Im Gegenzug haben die modernen kleinformatigen Lebensmitteleinzelhändler sowohl in der Phase der Restriktionen als auch im Anschluss profitiert. Zu den modernen Kleinformaten zählen auch die Geschäfte, die unter der Marke Fasol von METRO Franchise-Nehmern betrieben werden. Seit Q2 2020/21 entwickelte sich der inländische Konsum im Gastgewerbe ebenfalls positiv und lag in Q4 2020/21 nominell etwa auf dem Vorkrisenniveau.
Osteuropa
Die übrigen osteuropäischen Staaten erlebten ebenfalls einen Anstieg der Infektionen zu Beginn des Geschäftsjahres mit Erholung im weiteren Verlauf. Die rund 4,3 % Wirtschaftswachstum ggü. dem Vorjahr spiegeln die positive Entwicklung des privaten Konsums, der Im- und Exporte sowie der Industrieproduktion wider. Der Arbeitsmarkt blieb weiterhin stabil, auch wenn die Inflationsrate deutlich anstieg. In der Türkei wurden die wirtschaftlichen Restriktionen im Laufe des Geschäftsjahres ganz aufgehoben, woraus ein signifikanter Wachstumsschub resultierte, allerdings bei weiterhin schwachem Wechselkurs und sehr hoher Inflation.
Touristisch geprägte Länder wie bspw. Kroatien und die Türkei konnten außerdem zunehmend positive Umsätze im Gastgewerbe melden, wenn auch noch nicht auf dem Vor-Pandemie-Niveau. Der Absatz des Lebensmitteleinzelhandels blieb inflationsbereinigt etwa auf Höhe des Vorjahres und deutlich über dem Niveau vor der Pandemie.
Asien
Die Auswirkungen der Pandemie zeigten sich mit etwas Verzögerung in den asiatischen Ländern im METRO Portfolio, wobei China die positive Ausnahme bildete. Auf eine Erholung der Gesundheitssysteme nach der Infektionswelle im Winter 2020/21 folgte ein Neuanstieg der Infektionen, vor allem aufgrund der neuen Deltavariante. Dies führte insbesondere in Indien zu hohen Infektionszahlen bei gleichzeitig niedriger Impfquote, eine Entwicklung, die bis zum Ende des Berichtsjahres noch andauerte. Die Wirtschaft in Asien ist, vor allem getrieben durch die Entwicklung Chinas (+8,9 %), real um 6,9 % ggü. dem letzten Geschäftsjahr gewachsen. Auch in Indien erholte sich die Wirtschaft nach dem 1. Lockdown im Winter 2020 zunächst kräftig, bevor im April sie durch einen Anstieg der Infektionszahlen in Q3 2020/21 erneut einbrach. Die übrigen asiatischen Länder waren auf (moderatem) Wachstumskurs. Der Privatkonsum entwickelte sich in Q1 2020/21 noch sehr gut, sank oder stagnierte aber im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres. Die Arbeitslosenquote und die Inflation blieben in den meisten Ländern stabil. Die Industrieproduktion wies ebenfalls einen positiven Trend auf.
Das Gastgewerbe verzeichnete eine positive Entwicklung über alle Länder hinweg und lag (mit Ausnahme von Japan) nominell sogar über dem Vorkrisenniveau. Hingegen hat sich der Lebensmitteleinzelhandel über die Länder hinweg heterogen entwickelt. Grundsätzlich gingen die Umsätze in der Branche ggü. dem Vorjahr etwas zurück und blieben teilweise leicht unter dem Vorkrisenniveau.
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2019/201 |
2020/212 |
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Welt |
−2,3 |
4,3 |
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Deutschland |
−4,0 |
1,3 |
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Westeuropa (ohne Deutschland) |
−6,5 |
2,7 |
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Russland |
−1,7 |
3,0 |
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Osteuropa (ohne Russland) |
−1,2 |
4,3 |
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Asien |
−1,1 |
6,9 |
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