Brief an die Aktionäre
das vergangene Geschäftsjahr war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich und anspruchsvoll. Wir haben uns auf die Stärkung des operativen Großhandelsgeschäfts fokussiert, nachdem die Portfoliotransformation zurück zum reinen Großhändler in den Vorjahren erfolgreich abgeschlossen worden war. Die Covid-19-Pandemie hat sowohl unsere Kunden als auch uns vor Herausforderungen gestellt, aber auch Chancen geboten. Wir haben die Zeit genutzt, um unser Großhandelsprofil weiter zu schärfen und unser Geschäft noch mehr auf die Bedürfnisse unserer Kunden auszurichten. Dabei konzentrieren wir uns darauf, den Multichannel-Ansatz mit der synergetischen Kombination aus Großhandelsmärkten und Belieferung auszubauen sowie die Entwicklung digitaler Tools zur Unterstützung der Gastronomiekunden weiter voranzutreiben. Zusammen mit unseren Kunden haben wir alles dafür getan, um gestärkt aus der Pandemie hervorzugehen. Ich bin überzeugt, dass uns dies gelungen ist. Das ist die Basis für den Wachstumskurs der kommenden Jahre. Die Strategie dafür wird derzeit mit Energie und Engagement bei METRO erarbeitet und auf dem Kapitalmarkttag am 26. Januar 2022 vorgestellt.
Während der Pandemie in das Wachstum der Zukunft investiert
Nach Eintreten der Covid-19-Pandemie haben wir neben den Schutzmaßnahmen für unsere Mitarbeiter und Kunden unverzüglich geeignete Maßnahmen ergriffen, um unsere Kunden in einem von erheblichen Restriktionen geprägten Umfeld zu unterstützen und unser Geschäft möglichst ohne Einschränkungen zu betreiben. Unser Multichannel-Ansatz war dabei ein klarer Vorteil. Die Flexibilität unserer Großhandelsmärkte (z. B. keine Mindestbestellmenge, keine Vorlaufzeit bei Bestellungen) hat während der Lockdowns an Bedeutung für die Kunden gewonnen. Der stationäre Teil unseres Geschäfts rückte stark in den Vordergrund. Die motivierten Teams von METRO haben sich rasch an die neuen Gegebenheiten angepasst. Eine möglichst hohe Produktverfügbarkeit war eine der Prioritäten. Das Belieferungsgeschäft mit traditionell größeren Bestellvolumina hat sich nach temporären, deutlichen Einbußen schnell erholen können.
Investitionen in Digitalisierung, der Multichannel-Ansatz sowie die Nähe zu den Kunden haben dazu geführt, dass wir Vertrauen hinzugewonnen haben und unsere Kunden stärker an uns binden konnten. Die Kombination aus stationären Märkten und Food Service Distribution (FSD) haben wir verfeinert und erweitert. Mittlerweile beliefern wir aus 563 Märkten out of store und 67 dezidierten Depots. Im Geschäftsjahr 2020/21 haben wir die Out-of-Store-Belieferung um 10 Märkte erhöht und ein neues Depot in Rom eröffnet. Unser Standortnetz haben wir um 3 Märkte auf 681 erweitert. Seien Sie versichert, dass wir in den nächsten Jahren weiterhin wachsen und unser Netzwerk erweitern werden.
Mit 4 Akquisitionen im Gastronomiebereich seit dem Kalenderjahr 2020 (Filpromer in Frankreich, Aviludo in Portugal, Davigel in Spanien und die C & C Abholgroßmärkte [AGM] in Österreich [in wettbewerbsrechtlicher Prüfung]) haben wir das Leistungsangebot für unsere Kunden vergrößert und die Reichweite weiter gestärkt – stationär und in der Belieferung. Durch diese Transaktionen bieten wir einen echten Mehrwert bei Produkten und Dienstleistungen und bauen unsere Position im Großhandel in Westeuropa weiter aus. Gleichzeitig haben wir uns entschieden, das operative Geschäft in Japan und Myanmar aufgrund mangelnder Wachstumsperspektive aufzugeben.
Wir haben außerdem verstärkt in den Ausbau und die Exzellenz unseres Außendiensts investiert. Das Team umfasst mittlerweile 6.385 Mitarbeiter (2019/20: 6.251) und wird weiterwachsen. Wir haben den Kontakt zu unseren Kunden intensiviert und auch während der härtesten Lockdown-Phasen aktiv gehalten. Das gesamte Außendienst-Team stand den Gastronomie- und Trader-Kunden mit Rat und Tat zur Seite, sei es beim Einrichten einer Bestellwebseite oder durch Beratung bei formellen Anträgen auf staatliche Unterstützung.
Die harte Arbeit wurde von unseren Kunden im Geschäftsjahr 2020/21 honoriert:
- Mehr Neukunden: rund 250.000 neue HoReCa-Kunden (brutto) hinzugewonnen
- Sehr gute Umsatzerholung auf allen Kanälen in der 2. Jahreshälfte: positives Wachstum der Großhandelsmärkte (+4,7 %) und des Belieferungsgeschäfts (+47 %), Belieferungsanteil lag mit 19 % vom Umsatz bereits wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau
- Hospitality Digital auf Erfolgskurs: 15.000 neue Kunden nutzen digitale Lösungen
- Mehrere Allzeit-Umsatzrekorde in einzelnen Monaten:
- Frankreich, Deutschland, Niederlande und Russland erreichten die höchsten FSD-Umsätze aller Zeiten
- Polen und Kroatien erreichten die höchsten HoReCa-Umsätze aller Zeiten
- Türkei und Ukraine verzeichneten die höchste Anzahl kaufender Kunden im FSD-Geschäft
- Weiterer Franchise Ausbau: METRO Slowakei eröffnete den 673. Franchise-Markt, METRO Rumänien überschritt die Zahl von 1.609 Franchise-Märkten
- Gute Entwicklung über Niveau der HoReCa-Märkte: Outperformance in wichtigen HoReCa-Märkten Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich sowie in Russland
Starke Geschäftsentwicklung insbesondere in der 2. Hälfte des Geschäftsjahres
Durch die intensivierten Kundenbeziehungen und die Investitionen in den Ausbau und die Digitalisierung des Geschäftsmodells profitierte der Konzern überdurchschnittlich von der Erholung der Gastronomie nach Lockerung der staatlichen Restriktionen. Im Geschäftsjahr 2020/21 haben wir folgende Ziele erreicht:
- Umsatz und EBITDA am oberen Ende des Prognosekorridors
- Umsatzentwicklung in Landeswährung auf dem Niveau des Vorjahres (0,0 %) bzw. −0,4 % bereinigt um Erstkonsolidierungen1Prognosesicht: konstantes Portfolio, bereinigt um Erstkonsolidierung Aviludo Group und Davigel Spanien.. Der flächenbereinigte Umsatz verringerte sich leicht um −0,4 %. (Prognose: −0,5 % bis −3,5 %)
- EBITDA bereinigt erreichte 1.171 Mio. € (2019/20: 1.158 Mio. €). Angepasst um Wechselkurseffekte (Prognosesicht) stieg das bereinigte EBITDA ggü. dem Vorjahreszeitraum um 65 Mio. € ohne Aviludo und Davigel Spanien (Prognose: +50 Mio. € bis −75 Mio. € ggü. Vorjahr)
- Multichannel-Fokus hat sich bewährt: starke Erholung in Westeuropa, Kombination der Vertriebskanäle mit Großhandelsmärkten, Belieferungsgeschäft und Digitalisierung
- Ergebnis pro Aktie: Das berichtete Ergebnis je Aktie (EPS) beträgt −0,15 € (2019/20: −0,40 €)
Im Einklang mit der Dividendenpolitik von METRO (Ausschüttungsquote von 45 % bis 55 % des EPS) ist eine Dividendenausschüttung für das Geschäftsjahr 2020/21 weder auf Stammaktien noch auf Vorzugsaktien vorgesehen. Im vergangenen Jahr hatten Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung trotz eines negativen EPS im fortgeführten Bereich eine Dividende von 0,70 € vorgeschlagen, da sich aufgrund der positiven Transaktionserlöse (Verkauf Mehrheitsbeteiligung METRO China und des SB-Warenhausgeschäfts (Real)) das berichtete EPS einschließlich der nicht fortgeführten Aktivitäten auf 1,27 € belief. Da in diesem Jahr keine wesentlichen Transaktionserlöse angefallen sind und die weiterhin andauernde Covid-19-Pandemie Unsicherheiten bedingt, halten der Vorstand und der Aufsichtsrat dies für angemessen.
Klimaneutralität als wichtiges Unternehmensziel
Wir sind Lebensmittelexperten mit mehr als 55 Jahren Erfahrung. Der Klimawandel und seine Folgen bergen Risiken für alle Unternehmen – vor allem aber für solche, deren Geschäftsmodell auf natürlichen Ressourcen aufbaut. Als internationaler Großhändler mit Millionen Kunden aus der Gastronomie und dem Handel verfügen wir über einen sehr großen Hebel, nachhaltige Veränderungen anzustoßen – nicht nur bei uns, sondern auch bei Kunden und Partnern. Wir können mit einem ressourcenschonenden Kerngeschäft und effizienteren Prozessen zu einer nachhaltigeren Lieferkette beitragen. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, haben wir unser bestehendes Klimaziel im Juli 2021 verschärft: Bis 2040 streben wir im weltweiten Geschäftsbetrieb (mit Ausnahme der Logistik, die mit einem eigenen Ziel abgebildet wird) Klimaneutralität hauptsächlich durch eigene Initiativen an. Um dies zu erreichen, werden wir rund 1,5 Mrd. € in Technik und Innovation investieren.
Ausblick
Der Vorstand erwartet für das Geschäftsjahr 2021/22 ein Wachstum des Gesamtumsatzes von 3 % bis 7 % (2020/21: 0,1 % ohne Japan und Myanmar, mit Aviludo und Davigel Spanien) und damit ein Erreichen des Vor-Pandemie-Niveaus2In vergleichbarer, operativer Sicht.. Wachstumstreiber ist insbesondere das Geschäft mit Gastronomiekunden, vor allem auf der Basis einer hohen Dynamik des Belieferungsgeschäfts. Alle Segmente tragen zum Wachstum bei. Für Westeuropa (ohne Deutschland) wird ein deutlich überproportionales Wachstum erwartet. Für Deutschland wird, auch aufgrund des rückläufigen Tabakgeschäfts, ein unterproportionales Wachstum erwartet.
Das EBITDA bereinigt erwartet der Vorstand etwa auf dem Niveau des abgelaufenen Geschäftsjahres 2020/21 (1.187 Mio. € ohne Japan und Myanmar, mit Aviludo und Davigel Spanien). Dabei wird für Westeuropa (ohne Deutschland) ein deutliches Wachstum erwartet. Das Segment Sonstige wurde im Geschäftsjahr 2020/21 durch Einmaleffekte im mittleren 2-stelligen Millionen-Euro-Bereich gestützt. Vor diesem Hintergrund sowie aufgrund weiterer Investitionen in die Digitalisierung wird es daher spürbar unter dem Niveau des Vorjahres liegen.
Die Prognose erfolgt unter der Annahme stabiler Wechselkurse und ohne weitere Portfolioanpassungen.
Zeit für Wachstum – let’s do this
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, an dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich für Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung auch in herausfordernden Zeiten bedanken. Unsere Mitarbeiter haben viel Herzblut investiert, um unsere Kunden in dieser besonderen Lage zu unterstützen. Daher gelten mein besonderer Dank und große Anerkennung dem starken METRO Team. In meinen ersten 8 Monaten als Vorstandsvorsitzender habe ich fast alle METRO Länder besucht, mir ein vertieftes Bild des operativen Geschäfts gemacht und mit vielen Mitarbeitern und Kunden gesprochen. METRO entwickelt sich weiter und treibt mit großer Energie die Strategie voran. Nach langen Jahren der Portfoliotransformation und den Einschränkungen durch die Pandemie sind wir wieder bei unseren Wurzeln angelangt – dem Großhandel. Jetzt ist Zeit für Wachstum. Kommen Sie mit uns auf eine spannende und vielversprechende Reise: Let’s do this.
Ihr
Dr. Steffen Greubel
Vorsitzender des Vorstands der METRO AG