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Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die Weltwirtschaft hat im Verlauf des Geschäftsjahres 2021/22 an Wachstumsdynamik verloren. Die gegenwärtige geopolitische Spannungslage und die damit verbundene Energiekrise, deren Verlauf und Kosten bislang nicht vollständig absehbar sind, belegen alle Prognosen zur Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit einer außerordentlich hohen Unsicherheit. Wir erwarten, dass die Weltwirtschaft im Geschäftsjahr 2022/23 schwächer wächst als im Vorjahr.

Nach aktuellen Prognosen werden sich unsere Regionen und Länder sehr unterschiedlich entwickeln. Die deutsche Wirtschaft befindet sich zu Beginn des Geschäftsjahres 2022/23 an der Schwelle zur Rezession. Wir nehmen an, dass die Rezession über das gesamte 1. Halbjahr andauern wird und die deutsche Wirtschaft im 2. Halbjahr wieder leicht wächst. Insgesamt wird das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im laufenden Geschäftsjahr leicht schrumpfen. Von einem über das Geschäftsjahr ähnlichen Verlauf wird für die Region West ausgegangen, wobei die Wirtschaft in der Region West im Geschäftsjahr insgesamt noch leicht wachsen wird. In Russland sollte sich die negative wirtschaftliche Entwicklung vor dem Hintergrund der bestehenden Wirtschaftssanktionen im Geschäftsjahr 2022/23 verstärken. Dagegen wird für die Region Ost eine insgesamt positive Entwicklung prognostiziert. Das Wachstum wird allerdings deutlich geringer sein als im Geschäftsjahr 2021/22. Dabei fällt die Entwicklung der Länder in der Region Ost voraussichtlich sehr unterschiedlich aus: Während einzelne Volkswirtschaften an der Schwelle zu einem Rückgang stehen, ist für die Länder in Asien ein vergleichsweise hohes Wirtschaftswachstum zu erwarten. Insgesamt gehen volkswirtschaftliche Prognosen für die Länder der Region Ost von einem niedrigeren Wachstum als in der Vorperiode aus. Der Prognose liegt die Annahme zugrunde, dass es weder zu einer Verschärfung der Energiekrise mit einer möglichen Rationierung von Gas oder Energie für Industrie und Verbraucher noch zu einer Ausdehnung des Kriegs in der Ukraine kommen wird. Ebenso wird ein endemischer Covid-19-Verlauf unterstellt.

Ein wesentlicher Einflussfaktor auf die wirtschaftliche Entwicklung bleibt auch im Geschäftsjahr 2022/23 die hohe Inflation sowie deren Bekämpfung. Zur Eindämmung der Inflation sind weitere Zinserhöhungen durch die Notenbanken wahrscheinlich, die sich wegen höherer Kreditkosten destimulierend auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Wir gehen davon aus, dass die Inflation im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres ihren Höhepunkt erreichen wird. Die bereits hohen Einkaufspreise für Energieträger oder für Produktionsgüter werden sich vielfach erst zeitversetzt in den Verbrauchsgüterpreisen widerspiegeln. Die Inflation wird über alle Regionen hinweg zumindest das Niveau des Vorjahres erreichen oder es sogar leicht überschreiten. Weiterhin nimmt die Türkei eine Sonderrolle hinsichtlich der Inflation ein. Hier bleibt die Inflation, trotz einer spürbaren Abschwächung, unverändert auf sehr hohem Niveau.

Anhaltende Preissteigerungen werden voraussichtlich dazu führen, dass die Realeinkommen der Konsumenten in vielen Ländern unseres Portfolios im Geschäftsjahr 2022/23 nur gering oder gar nicht steigen, was sich wahrscheinlich auch auf den privaten Konsum auswirken wird. Das Verbrauchervertrauen und insbesondere die Anschaffungsneigung lagen zu Beginn des Geschäftsjahres auf einem sehr niedrigen Niveau, was auch auf eine hohe Unsicherheit bezüglich der tatsächlichen und zu erwartenden Kosten für Energie zurückzuführen ist. Als Gegenmaßnahme haben zahlreiche Länder Regulierungsprogramme für Energie- und Gaskosten für private Haushalte und Unternehmen aufgelegt; weitere wirtschaftliche Impulse wurden seitens der Politik bereits für einige Länder angekündigt. Der private Konsum wird sich trotzdem im Geschäftsjahr 2022/23 deutlich schwächer entwickeln als im Vorjahr, wird aber voraussichtlich in allen Regionen mit Ausnahme Russlands annähernd auf Vorjahresniveau bleiben.

Eine nachlassende Konsumdynamik der privaten Haushalte wirkt sich erfahrungsgemäß auf nicht erforderliche Ausgaben stärker aus als auf unverzichtbare Ausgaben, wie etwa für Lebensmittel. Der Außer-Haus-Konsum erfreut sich unter den diskretionären Ausgaben eines hohen Stellenwerts. Überproportional relevant für den Umsatz im Gastgewerbe sind im allgemeinen Haushalte aus höheren Einkommensgruppen, die ihren Konsum wegen der Inflation erfahrungsgemäß weniger einschränken müssen. Entsprechend gehen wir davon aus, dass sich eine nachlassende Konsumdynamik nicht so stark auf den Umsatz im Gastgewerbe auswirkt wie auf andere diskretionäre Ausgaben, wie z. B. die Anschaffung langlebiger Konsumgüter.

Nicht nur auf der Nachfrage-, sondern auch auf der Angebotsseite machen sich die nachlassende Wirtschaftsdynamik und die Preissteigerungen bemerkbar. Höhere Planungsunsicherheiten aufseiten unserer Kunden bedürfen einer möglichst großen Flexibilität in der Beschaffung. Mit unserem Multichannel-Ansatz haben unsere HoReCa- und Trader-Kunden die Möglichkeit, den für sie jeweils am besten geeigneten Einkaufskanal auszuwählen und die Kanäle je nach Bedarfslage zu kombinieren. Das Abholgeschäft in unseren Großhandelsmärkten bietet unseren Kunden die größtmögliche Flexibilität, sodass sie ihr Einkaufsverhalten an ihre Geschäftsentwicklung anpassen können. Während der Covid-19-Pandemie hat sich dies als ein deutlicher Wettbewerbsvorteil von METRO erwiesen. Entsprechend sehen wir uns als gut aufgestellt an, um den widrigen wirtschaftlichen Aussichten erfolgreich zu begegnen und unsere Marktposition weiter auszubauen.

Die nachfolgende Tabelle zeigt unsere Prognose des Bruttoinlandsprodukts nach unseren Regionen.

Prognose Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts nach Regionen1 Veränderungen zum Vorjahr in %

 

2022/23

2023/24

Welt

1,3

2,5

Deutschland

−1,2

2,1

West

0,3

1,5

Russland

−4,1

1,7

Ost

2,3

4,8

Reales BIP-Wachstum. Die Werte sind auf Basis des Geschäftsjahres berechnet. Quelle: eigene Annahmen, basierend auf u. a. Oxford Economics.

1

Prognose Stand Oktober 2022.

HoReCa
Kurzform für Hotels, Restaurants und Cateringunternehmen. Der HoReCa-Bereich ist eine der Kernkundengruppen von METRO und zählt zu den strategischen Kunden im Rahmen der sCore Wachstumsstrategie.
Glossar
Lebensmittel (Food), Nichtlebensmittel (Non-Food)
METRO fasst unter dem Begriff Lebensmittel (Food) folgende Warengruppen zusammen: frische Lebensmittel, haltbare Lebensmittel, Nährmittel, Tiefkühlprodukte und Getränke aller Art sowie Genussmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Heimtiernahrung, aber auch Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, die bisweilen auch als Near-Food bezeichnet werden. Alle übrigen Waren zählen zu den Non-Food-Artikeln.
Glossar
Trader
Der Begriff Trader bezeichnet bei METRO die Kundengruppe der unabhängigen Wiederverkäufer wie kleine Lebensmittelläden, Kioske, Street-Food-Händler sowie Tankstellen und Großhändler. Trader sind eine der Kernkundengruppen von METRO und zählen zu den strategischen Kunden im Rahmen der sCore Wachstumsstrategie.
Glossar
Vorjahr
Zeitraum von 12 Monaten, der üblicherweise als Bezugsangabe für Aussagen im Geschäftsbericht angeführt wird und sich auf das dem Berichtsjahr vorangehende Geschäftsjahr bezieht.
Glossar

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